Die Fischarten der Augewässer und Zubringer

Augewässer

Schlammpeitzger
Schlammpeitzger

Je weiter man sich vom Hauptstrom entfernt, desto geringer wird dessen Einfluss auf die den Fluss begleitenden Augewässer. In einem natürlichen Flusssystem verlanden diese sukzessive, werden allerdings andernorts durch die Verlagerung des Flussbetts wieder neu gebildet. Einige Fischarten haben sich auf solche verlandenden Augewässer spezialisiert, die sonst hauptsächlich von Amphibien bewohnt werden. Dazu gehören zum Beispiel die (u. a. im Machland) noch häufigeren Arten Karausche (Carassius carassius), Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) und Schleie (Tinca tinca). Eine weitere Art, die hier vorkommt ist der Bitterling (Rhodeus amarus). Diese kaum 5 cm erreichende Kleinfischart weist die interessanteste Brutbiologie unter den heimischen Fischen auf: Zur Laichzeit im April und Mai legt das Weibchen, dem eine lange Legeröhre wächst, ihre Eier in den Kiemenraum einer Teich- oder Flussmuschel (Anodonta sp., Unio sp.), wo sie vom Männchen befruchtet werden. Die geschlüpften Larven bleiben in der Muschel, bis sie ihren Dottersack aufgebraucht haben und verlassen diese erst als 1 cm große Jungfische. Der Bitterling wurde früher als lebendiger Schwangerschaftstest verwendet. Wird einem Bitterlingsweibchen Urin einer schwangeren Frau injiziert, wächst ihm aufgrund der enthaltenen Hormone nämlich auch außerhalb der Laichzeit eine Legeröhre. Am besten an das Leben in Augewässern angepasst ist der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), der in Oberösterreich nur noch im Machland vorkommt. Er kann Sauerstoffdefizite, wie sie durch Abbauprozesse in verschlammten Tümpeln häufig auftreten, überleben, indem er Luft schluckt und den enthaltenen Sauerstoff über den Darm aufnimmt. Diese spezielle Form der Atmung hat dem Schlammpeitzger auch den Namen „Furzgrundel" eingebracht. Darüber hinaus überlebt er sogar völliges Austrocknen seiner Wohngewässer indem er sich im Schlamm vergräbt und so die Trockenperiode überdauert.

Zubringer

Das Aitel ist sehr anpassungsfähig und kommt auch in stark verbauten Fließgewässern vor.
Das Aitel ist sehr anpassungsfähig und kommt auch in stark verbauten Fließgewässern vor.

Die Naarn und ihre im Machland einmündenden Zuflüsse Klambach, Saxner Bach und Wetzelsdorfer Mühlbach sind heute leider durch ein Polderpumpwerk von der Donau abgeschnitten und die Naarn ist darüber hinaus stromab von Perg stark reguliert, weshalb die heutige Fischartenzusammensetzung mit Sicherheit nicht der ursprünglichen entspricht. Trotzdem sind hier, neben den häufigen Arten Bachforelle (Salmo trutta), Äsche (Thymallus thymallus), Koppe (Cottus gobio), Bachschmerle (Barbatula barbatula) und Aitel (Squalius cephalus), auch einige Raritäten zu finden. So konnte in der Naarn und der Schwemmnaarn (Restwasserstrecke der Naarn zwischen Labing und Dornach) der mit dem Schlammpeitzger verwandte Steinbeisser (Cobitis elongatoides) nachgewiesen werden. Diese Kleinfischart verbringt den Tag eingegraben im Sediment und geht in der Nacht auf Nahrungssuche. Dabei durchwühlt er den Sand am Gewässergrund und filtriert Nahrungsbestandteile heraus, Sandkörner werden über die Kiemenspalten wieder abgegeben. Den Namen Steinbeisser erhielt er aufgrund dieser spezialisierten Form der Nahrungsaufnahme. Weitere bemerkenswerte Arten, die in der Naarn und der Schwemmnaarn vorkommen, sind der Schneider (Alburnoides bipunctatus), ein kleiner Karpfenartiger der Äschen- und Barbenregion, und die Aalrutte (Lota lota), die als wandernde Art besonders empfindlich auf Kontinuumsunterbrechungen (Wehre, etc.) reagiert und deshalb als gefährdet gilt. Außerdem findet man auch das Bachneunauge (Lampetra planeri) im Machland. Neunaugen stellen, neben den nur im Meer vorkommenden Schleimaalen, die „primitivsten" (=ältesten) Wirbeltiere dar und ernähren sich normalerweise parasitisch von Fischgewebe. Die bei uns heimischen Arten leben etwa 2 - 4 Jahre als Larven (Querder) im Bachgrund vergraben und nehmen als Adulttiere keine Nahrung mehr auf, sind also keine Parasiten. Die Querder ernähren sich von Detritus (abgestorbenes pflanzliches bzw. tierisches Material).

Bachneunaugen ernähren sich nicht parasitisch.
Bachneunaugen ernähren sich nicht parasitisch.

hauptsächlich verwendete Literatur:

 

KÄFEL, G. (1993): Besonderheiten und Gefährdung von Misgurnus fossilis, Österreichs Fischerei 46: 83 - 90

 

KOTTELAT & FREIHOF (2007)

 

ZAUNER, RATSCHAN & MÜHLBAUER (2007)

 

unpublizierter Bericht der HLUW für Umwelt und Wirtschaft, Ysper zur Naarn-Renaturierung

 

alle Bilder: Michael Jung