Saxen 2007
So früh wie noch nie, nämlich am 26.02.2007 um 10:20 ist heuer das Storchenmännchen, mit der Ring- Nr. Helvetia 6485 auf dem Horst der Volksschule gelandet und meinen Informationen nach war dieser Weißstorch der Erste, der aus dem südlichen Winterquartier nach Österreich heimgekehrt ist. Das Erstaunen war groß als vier Tage später, am 02.03.2007 um 13:50 auch das Weibchen auftauchte, denn das ist, wenn ich mir meine langjährigen Aufzeichnungen aus Saxen anschaue, um mindestens vier Wochen zu früh. Beide wurden am 23.02.2007 schon in Naarn beobachtet. Also sind doch beide miteinander aus dem Winterquartier zurück gekommen. Ob die frühe Heimkehr etwas mit der Klimaveränderungen zu tun hat, darüber kann man, denke ich, nur spekulieren. Faktum ist, dass unser Männchen in Uznach in der Schweiz geschlüpft ist und so wie die Schweizer Störche als sogenannter Westroutenzieher über Spanien ins Winterquartier nach Westafrika zieht. Dies bedeutet, dass die zu bewältigende Flugstrecke weit geringer als die der Oststörche ist, die sogar bis nach Südafrika ziehen. Das dürfte auch der Hauptgrund für die frühe Rückkehr sein.
In den letzten Jahren zogen viele Störche auf der westlichen Route nicht mehr bis nach Afrika, sondern blieben in Spanien und Portugal. Das günstige Nahrungsangebot auf Reisfeldern und Mülldeponien machte es ihnen möglich, auf den Zug nach Afrika zu verzichten. Auch unser Storchenmännchen verbrachte in den letzten drei Jahren den Winter in Spanien wie Rückmeldungen bewiesen.
Durchschnittliche zwölf Tage benötigen die Vögel von Spanien nach Saxen.
Bei Ankunft des Weibchens am Horst kam es noch zu keiner Kopulation. Es gab nur gegen-seitiges Schnäbeln und Gefiederpflege. Auch wurde noch kein Nistmaterial ins Nest gebracht, aber gelegentliches Umherstochern war dann doch schon zu bemerken.
Am 04.03.2007 kam es zu ersten Kopulationen und auch das Nestausbessern hatte begonnen.
Beobachtungen am 29.03.2007 17:45 - 18:55
Es kamen beide zugleich zum Horst. Sofort nach der Landung wurde kopuliert, danach blieben beide am Horst. Das Weibchen saß nur lustlos im Nest, während das Männchen Zweige am Horstrand verflocht. Danach flog das Männchen ab. Um 18:30 flog auch das Weibchen Richtung Reitberg ab und sammelte Nistmaterial aus Gras. Nach zehn Minuten kehrte sie an den Horst zurück und polsterte damit die Mitte des Nestes aus. Auch das Männchen kam mit Ästen als Nistmaterial zurück und verflocht diese wieder sorgfältig. Es kam zu keiner Kopulation mehr. Beide flogen Richtung Saxendorf ab. Speziell das Eintragen von Gras deutete auf einen baldigen Brutbeginn hin.
Dies bestätigte sich auch nächsten Tag, dem 30.03.2007 begann das Weibchen mit dem Eier legen.
Ab 02.05.2007 schlüpften nacheinander fünf Jungstörche. Der Letztgeborene schaffte es gerade mal eine Woche zu überleben. Viele Wiesen wurden umgeackert und die kleinen Streifen, die noch übrig blieben, gaben nicht genug Nahrung für fünf hungrige Jungstörche ab. Der Kadaver wurde von den größeren Geschwistern gefressen. Dies kommt bei Störchen öfters vor, wenn der Kadaver noch ziemlich klein ist. So um den 28 Mai ist auch noch ein zweiter Jungstorch verhungert und wurde aus dem Nest befördert. Größere tote Tiere werden für gewöhnlich aus dem Nest geworfen.
Speziell die horstnahen Wiesen gingen besonders am Beginn der Nestlingszeit ab, denn dadurch dauerte es fast drei Stunden bis die Jungen wieder frisches Futter bekamen und das war somit das Todesurteil für die beiden Störche.
Am 16.Mai konnte ich dann einen Storchenangriff beobachten. Um 18:30 flogen zwei Störche aus Südost in Richtung Horst. Ich sah die beiden Störche noch nicht, sah aber, dass das Weibchen zum Horst kam und sie und ihr Partner fingen sofort an zu klappern, was ich vorerst als Begrüßungsklappern deutete. Aber mir fiel auf, dass etwas nicht stimmte, denn die Jungen waren auf einmal nicht mehr zu sehen und die beiden Eltern nahmen eine geduckte Haltung an. Da sah ich auch schon die Fremdstörche. Sie wurden gleich mit einem Abwehrklappern zurückgewiesen. Dieses Abwehrklappern entspricht in den meisten Punkten dem Begrüßungsklappern, doch wird es von pumpenden Auf- und Abbewegungen der halb geöffneten Flügeln begleitet. Die Männchen heben die Flügel höher als die Weibchen. Die Jungen fallen in Akinese. Nach einigen Umrundungen des Horstes zogen die Beiden (nicht beringt) wieder ab. Das Weibchen begann mit der Fütterung und das Männchen flog zur Nahrungssuche ab. Nach ca. zehn Minuten kamen die Fremdstörche wieder zurück und das ganze Schauspiel wiederholte sich.
Am 02. Juni beringte ich die Jungstörche unter Mithilfe von Helmut Kemethofer.
Daten:
Ringnummer |
Gewicht |
Schwungfedernlänge |
A 960 |
1,9 kg |
3 cm |
A961 |
1,5 kg |
2,5 cm |
A962 |
1,4 kg |
2,3 cm |
Der tote Jungstorch, der aus dem Nest geworfen wurde, wurde von mir entsorgt. Erste Flugversuche der drei übrig gebliebenen Jungstörche konnten am 30.06.2007 beobachtet werden und am 11.08.2007 kam es dann zu den ersten Ausflügen.
Am 30.07.2007 haben zwei Reiter (Hr. Achleitner und Hr. Dober aus Saxen) einen toten Storch gemeldet. Ich fand ihn neben der Donauuferbahn. Die Koordinaten lauteten 14°46'50.20'' Ost, 48°12'23.38'' Nord, 235 m. Die Todesursache dürfte eine Kollision mit der Begleitleitung der Bahn gewesen sein. Äußere Verletzungen waren nicht zu erkennen, nur aus dem Schnabel rann Blut. Als Todeszeit konnte man den frühen Morgen annehmen, da die Totenstarre schon eingesetzt hatte. Es war das Saxner Storchenweibchen und es wurde im Biologiezentrum für unser Info-Zentrum präpariert.
Am 10.08.2007 sind dann die drei jungen Störche ins Winterquartier geflogen und zwar mit einem Trupp juv. Störche, der sich drei Tage in Ardagger aufhielt
Am 14.08.2007 war plötzlich wieder ein neuer Storch am Horst. Das Männchen ließ die Störchin nicht auf dem Horst verweilen, sondern vertrieb sie immer wieder. Diese suchte sich dann den Rauchfang der Gasheizung aus und wurde so zur stillen Begleiterin unseres Männchens. Die Vermutung lag nahe, dass dies das Weibchen aus Grein war. Das Greiner Männchen ist schon Anfang August in den Süden gezogen, aber das Weibchen blieb. Ich erkannte das Weibchen durch die Verletzungen an den Wangen, die sie sich durch die Kollision mit einer Leitung (siehe Bericht Grein) zuzog. Es war sicher, dass das Männchen das Weibchen sozusagen verführt hatte, mit ihm ins Winterquartier über Spanien zu ziehen. Es war nicht das erstemal, dass er ein Weibchen „umerzog" und aus einer Ostzieherin eine Westzieherin machte.
Vom 25.09. bis 09.10.2007 hielten sich sogar drei Störche in Saxen auf, aber auf der Schule übernachteten nur zwei.
Beide Störche blieben bis am 12.10. 2007 in Saxen. Am 19.10.2007 tauchten die zwei Störche wieder auf und zwar beim Kaltenböck in Saxendorf auf dem Feld beim Abruchshof. Sie liefen hinter dem Güllefass her, und vertilgten massenhaft Mäuse, die durch die Gülle aus der Erde kamen. Sie sollten auch im Obstgarten übernachtet haben. Auch am 20.10.2007 waren sie wieder auf diesem Feld zu beobachten. Am Abend kontrollierte ich den Horst und es war nur mehr das Weibchen anwesend. Sie blieb bis zum 2 November allein, dann ist wieder ein Storch aufgetaucht. Es handelte sich um den Storch, der schon im Oktober mit den beiden umherstreifte. Die beiden blieben bis zum 4 Jänner in Saxen und verschwanden dann für zwei Tage. Am 07 Jänner tauchte dann der beringte Storch am Badeseegelände in Mitterkirchen und das Weibchen wieder in Saxen auf. Derzeitiger Stand ist, dass sich beide Störche wieder in Saxen aufhalten.
Text und Fotos: Robert Gattringer