Storch 2010
Am 27.03.2010 landete der erste Storch am Saxner Horst. Es war das Weibchen mit dem Ring SBG und grünen Projektring KKK, das auch im Vorjahr in Saxen brütete. Leider kam heuer das erfahrene
Storchmännchen aus der Schweiz, das schon einige Jahre in Saxen für Nachwuchs sorgte, nicht mehr aus dem Winterquartier zurück. Stattdessen tauchte am 22.03.2010 ein anderes, mir aber schon
bekanntes Männchen mit der Ringnummer SBG und grünen Projektring KTA auf, es war also der Bruder unserer Störchin. Im Vorjahr war er in Ardagger einige Zeit auf dem Horst am Schiffsmeisterhaus
mit einer Partnerin zusammen, wurde aber von einem älteren Männchen wieder verjagt. Er hielt sich daraufhin die restliche Brutsaison in der Umgebung von Ardagger, Grein und auch in Saxen
auf.
Brutbeginn war der 08.04.2010. Am 30. 04.2010 kam es zu einer Ansammlung von 11 Störchen die über den Horst kreisten, aber den Horst in Ruhe ließen. Es dürfte sich um eine Truppe Nichtbrüter
gehandelt haben. Sie flogen Richtung Ardagger weiter. Nach 32 Tagen und zwar am 09.05.2010 schlüpfte der erste Jungstorch. Ihm folgten dann noch drei weitere Storchenküken.
Bei meinen Beobachtungen musste ich feststellen, dass der erstgeborene Jungstorch um einiges größer war als seine Geschwister. Wenn genug Nahrung vorhanden ist, holen die Geschwister
normalerweise, denn durch den Schlüpfrhythmus bedingten Größenunterschied bald wieder auf. Dies geschah in Saxen nicht und dass die drei Jungen am 04.06.2010 tot im Horst lagen, kann eigentlich
nur mit Nahrungsmangel erklärt werden, obwohl genug Nahrung vorhanden war. Meinen Beobachtungen zufolge lag die Hauptursache in der permanenten Durchnässung des Gefieders der Altvögel, dass sie
ziemlich stark bei ihren Nahrungsflügen beeinträchtigte und so nur ein Bruchteil der benötigten Nahrung herbei geschaffen werden konnte. Durch die fehlende Nahrung wurden die Jungen ziemlich
geschwächt, dass ihre Körper durch den Regen so stark unterkühlt wurden und sie daran starben.
Ob auch die Inzuchtverpaarung an den Tod der Jungvögel schuld war, kann ich nicht beurteilen, aber laut Hr. Franz Suchentrunk vom Research Institute of Wildlife Ecology kann der Tod durchaus das
Resultat der Inzuchtverpaarung sein (geringe Schlupfgewichte bzw. kümmerliches Wachstum etc.). Ein eindeutiger Beweis dafür lässt sich im Einzelfall aber genaugenommen nicht erbringen, zu
mindestens solange nicht, als kein spezifischer molekularer Marker (Gen) untersucht wurde.
Im Zuge der Entfernung der Kadaver wurde der überlebende Jungstorch mit der Ringnummer 07724 beringt und gewogen. Die toten Jungstörche hatten ein Gewicht von 0.86 kg und 0,98 kg, der überlebende ein Gewicht von 2,98 kg.
Am 12.07.2010 erfolgten erste Ausflüge des Jungvogels. Weil er, bedingt durch den Nahrungsüberschuss, ein zu hohes Gewicht hatte, waren seine Flugversuche immer mit Gefahr verbunden. Wenn einmal am Boden gelandet, hat er massivste Schwierigkeiten wieder zu starten. So passierte es ihm am 14.07.2010, dass er im Hof des Gasthauses Böhm auf einem Vordach landete und von dort nicht mehr starten konnte.
Der Gastwirt Anton Böhm und ich mussten auf das Vordach klettern, um ihn einzufangen. Mit etwas Geduld, schafften wir es schließlich den Storch so in die Enge zu treiben, dass er in eine Art Starre verfiel und wir ihn fangen konnten. Mit dem Auto ging es dann in die Freiheit. Mit den zunehmenden Flugaktivitäten und dem Einstellen des Fütterns seitens der Eltern verlor er einiges an Gewicht und hatte dadurch auch beim Fliegen keine Schwierigkeiten mehr. Am 23.08.2010 zog er ins Winterquartier. Die Eltern sind zurzeit noch immer in Saxen anwesend.
Text und Fotos: Robert Gattringer